DSK Köln gibt gegen SV Neubrück ein jämmerliches Bild ab. Die Pleite stürzt den Sportklub in eine tiefe Sinnkrise, die Zeichen stehen auf Abstieg. Die Frage ist, welche Konsequenzen Kerkhoff zieht.
Das VIELFALTTEAM verlor auch gegen Neubrück mit 2:5 (1:3). «Wir hätten das eine oder andere Tor mehr machen müssen, sind aber auch so überglücklich», sagte Trainer Sascha Jagusch. Die Gäste machten einen Schritt aus der Krise, der DSK dagegen steckt wieder mittendrin und überwintert auf einem Abstiegsplatz.
Dabei hatte Carsten Kerkhoff kurz vor dem Anpfiff frohgemut skizziert, wie er sich den Ausgang des Duells so vorstellt. «Wir haben die Chance», sagte der Trainer, «ein bisschen was zum Positiven zu verändern.» Hieß: weg aus dem Tabellenkeller, ein wenig zumindest.
Das 0:1 letzte Woche gegen das Topteam des Viktoria Köln hatte - trotz der späten Niederlage - für Zuversicht gesorgt. Wir leben noch, wir können noch Fußball spielen, wir haben das Kämpfen noch nicht verlernt, das waren Kerkhoffs Schlussfolgerungen nach dem durchaus starken Auftritt. Ein Spiel als Schrittmacher für den Auftritt gegen Neubrück, das sollte es sein.
Denn bei Neubrück hing vor der Partie gegen den DSK ja zu allem Übel auch noch der Haussegen schief. Das Trainerteam hatte sich unter der Woche in Rage geredet. Es seien «Vereinbarungen nicht eingehalten worden», motzten Camuralioglu und Karaca: «Vor der Saison ist mit dem Vorstand ein finanzieller Rahmen abgesprochen worden, was für Trainer und Spieler zur Verfügung stehen sollte. Leider wurde uns dann mitgeteilt, dass das doch nicht möglich sei.» Damit handelten sie sich viel Schelte ein. Das Trainerduo zog seine persönlichen Konsequenzen und trat zurück. Seit Wochen findet kein Training mehr statt. Die Mannschaft trifft sich nur noch sonntags zu den Spielen.
Dennoch sind die Spieler krampfhaft darum bemüht, nicht auch noch die Stimmung in den Keller rauschen zu lassen. Deswegen fügte es sich ganz gut, dass die Neubrücker schon früh in Führung gehen konnten. Beim Sportklub spielte Aimen Gabteni wieder rechts in der Verteidigung. Gabteni nun ließ in der 16. Minute den Neubrücker Kerim Arslan im Rücken laufen und konnte ihn dann nur noch durch einen Foul im Strafraum stoppen. Den fälligen Strafstoß verwandelte Oscar Mbele Mombo (17.) Der Sportklub war geschockt, dem Neubrücker Selbstvertrauen gab das Tor dagegen einen Schub, DSKs Unzulänglichkeiten taten ihr Übriges.
Das VIELFALTTEAM leistete sich viele Fehler im Aufbauspiel, die von den Neubrückern durch schnelle Vorstöße genutzt wurden und die den DSK ein ums andere Mal in Verlegenheit brachten. Weil der Sportklub zudem offensiv keinen Akzent setzen konnte, gab er ein erbärmliches Bild ab.
Mit einfachen Mitteln kontrollierten die Gäste das Geschehen. DSK hatte zwar mehr Ballbesitz, konnte jedoch keine Gefahr ausstrahlen. So hatten die Neubrücker leichtes Spiel, auch beim zweiten Tor. Ballverlust DSK, schneller Vorstoß von Neubrück und Bayraktar konnte einschießen (24.).
Eine Minute später verkürzte DSK Köln zwar durch Dian (25.), doch das war lediglich ein offensives Strohfeuer. Ein sehenswerter Freistoß kurz vor der Halbzeit durch Ömer Camuralioglu (45.) stellte wieder den gleichen Abstand her.
Starke Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit
Den Anschlusstreffer verdiente sich das VIELFALTTEAM mit einer kurzen Druckphase zu Beginn der zweiten Halbzeit. Die besten Momente des Sportklubs an einem tristen Sonntagnachmittag. Balleroberungen im Mittelfeld, schnelleres Spiel in die Spitze als zuvor, mehr Bewegung, mehr Tempoläufe, mehr Wucht im Angriffsdrittel. Die dritte Ecke binnen weniger Minuten führte zur vierten Torchance binnen weniger Minuten. Hamza Dian jagte den Ball, nach schöner Kombination mit Deniz Akpinar, am langen Pfosten vorbei. Bei einem weiteren Angriffsversuch erneut über Akpinar wurde der Flügelspieler im Strafraum gefoult. Peter Koveller verwandelte souverän (62.).
Und danach? Eine halbe Stunde noch – und nur noch eine einzige Torannäherung (Ibrahim Sen). Die nun entstehenden Räume nutzten die Neubrücker Offensive zu mehreren gefährlichen Kontern. In der 80. und 90. Minute war diese Taktik erfolgreich. Ardit Vatovci und Halil Bayraktar machten den Deckel drauf. Ein Sololauf über 50 Meter gegen sechs Spieler des Neubrücker Ömer Camuralioglu kurz vor Spielende macht die Demütigung des Sportklubs perfekt.
Kerkhoff saß nach Spielende auf dem Trainerstuhl, den Schal hatte er über das Gesicht gezogen. Der DSK stellt das schwächste Heimteam der Liga, sechs von acht Spielen gingen verloren. Erstmals gab es auch zehn Saisonpleiten.
Die Frage ist, welche Konsequenzen der Trainer nun zieht. In einer ersten Reaktion sagte er: «Die einzig gute Nachricht ist: 2016 ist rum, die Hinrunde ist rum. Aber ich kann nur sagen: Man sollte uns nicht zu früh abschreiben.» Die Mannschaft jedenfalls ist jetzt endgültig ein Abstiegskandidat, das hat nun Neubrück und hinlänglich die Hinrunde gezeigt.
Die Leidenschaft, die den DSK in den Spielen gegen Westhoven und Viktoria ausgezeichnet hatte, scheint komplett verloren gegangen zu sein. Die Spieler erwecken den Eindruck, dass sie sich nur noch gelegentlich konzentrieren können. Dauerhaft sind sie offenbar nicht mehr in der Lage, ihren Stil zu spielen.