Mit Carsten Kerkhoff steht beim Sportklub ein neuer Mann an der Seitenlinie. Nur sechs Spieler der Bezirksliga-Mannschaft der Saison 2015/16 werden auch in der kommenden Spielzeit im Dress des DSK Köln auflaufen. Das ist nicht neu. Immer wieder seine Leistungsträger abzugeben, gehört quasi zur DNA dieses Klubs, der seit 2011 in der Bezirksliga mitmischt. Seitdem muss der Sportklub damit leben, beinahe jede Saison seine Leistungsträger abzugeben.
Immer wieder bekommen talentierte Fußballer beim Sportklub die Chance, in der ersten Liga auf Verbandsebene Fuß zu fassen oder aber ihrer Karriere neuen Auftrieb zu verleihen. Die Tragik der Domstädter ist: Wenn es den Spielern tatsächlich gelingt, Akzente zu setzen, dann sind sie meist nicht mehr zu halten. Dann zieht es sie weg. Zu finanziell potenteren und sportlich noch besser aufgestellteren Klubs.
Ertugrul Güleryüz kennt diese Problematik. Längst hat sich der Präsident damit abgefunden. Es ist quasi das Schicksal des DSK, dass die Verantwortlichen ein Händchen dafür haben, Talente aufzuspüren und sie auf mindestens Bezirksliga-Niveau zu bringen. Der personelle Umbruch in diesem Sommer ist nun doch größer ausgefallen als gewünscht. In weiten Teilen haben die Verantwortlichen aber schon den Aderlass der vergangenen Wochen kompensieren können. Zudem werden aus der U23 Serhat Yildiz, Ibrahim Türker und Recep Yildiz und aus der U19 Isa Göregen und Hamza Dian befördert.
DSK Köln als CfR Buschbells Ausbildungsverein?
Mit insgesamt sechs Neuzugängen bediente sich der CfR Buschbell am häufigsten beim Sportklub. Es ist zu diesen Personalien in vielen Wochen so viel gesagt worden, dass eigentlich nur noch die nackte Verkündigung berichtenswert ist.
Also: Erdinc Yesilyurt, Fatih Yildiz, Dennis Gardawski, Timur Millitürk, Emre Hendem und einer der besten Stürmer in den Bezirksligen Thomas Tomanek werden den DSK Köln noch in diesem Sommer verlassen und zum CfR Buschbell wechseln, wo sie fürstlich entlohnt werden. Damit reiht sich Tomanek in einen illustren Kreis von Spielern ein, die den Sportklub als Karrieresprungbrett genutzt haben.
Soweit die Fakten, die niemanden umhauen, der das nervige Schauspiel um Spieler und diverse Fußballvereine regelmäßig verfolgt hat. Entsprechend gelassen reagierte DSKs Präsident Ertugrul Güleryüz, schließlich weiß er seit geraumer Zeit, dass gerade der polnische Stürmer nicht zu halten ist. Güleryüz spricht von einem «ganz normalen Vorgang» und fügt hinzu: «Natürlich verlieren wir ungern so einen Spieler, aber DSK Köln wird weiter Fußball spielen.»
So weit, so richtig. Doch die Frage ist, auf welchem Niveau dies geschehen wird. Mit dem Gewinn des Kreispokals und der bisher besten Tabellenplatzierung hat der Sportklub im letzten Jahr für Furore gesorgt, die Messlatte aber auch reichlich hochgelegt. Zu Recht spricht Güleryüz davon, es sei «wie ein Wunder, dass wir dastehen, wo wir heute sind».
Denn nicht wenige haben Tomanek und Millitürk die Ligatauglichkeit abgesprochen. Als vergrault und im Bonner Raum unvermittelbar wurden beide Spieler als Fehleinkäufe abgestempelt. Doch die Fakten sprechen eine eindeutige Sprache: Millitürk avancierte zum Denker und Lenker im Mittelfeld. Tomanek war als Vollstrecker und Leitwolf auf dem Spielfeld unverzichtbar. Profitiert von dem wuchtigen Polen hat auch Emre Hendem, weil Tomanek viele Zweikämpfe auf sich zog und so Räume für den jungen Stürmer schaffte. Das abschlussstarke Duo erzielte 43 der insgesamt 56 Tore. Thomas Tomanek war mit 24 Treffern und 21 Torvorlagen einer der erfolgreichsten Schützen der Staffel, dessen Sturmpartner Emre Hendem traf 14 Mal und als Winterzugang steuerte Mittelfeldspieler Dennis Gardawski fünf Treffer bei.
DSK Köln als Ausbildungsverein für den Amateur-Fußball-Geldadel?
Auf Amateurebene «gibt es nicht so viele Klubs, die das bieten können, was wir zu bieten haben», sagt Güleryüz. Und doch reicht es nicht, um die besten Spieler zu halten: Den aus seinem Auslandsstudium zurückgekehrten Kapitän Christopher Adamczyk zog es zu Frechen 20, neben Riza Özbulat wechseln auch die beiden Polen Wojciech Bebak und Marcin Gosz zum VfR Bachem, zuletzt warb der SC Brühl Tolga Gercek ab. Baris Sahin ist auf dem Sprung zur U23 von Fortuna Köln und Tufan Zenginer zum SV Neubrück. Kürzertreten möchte in Zukunft Ersin Calhan und wechselt daher zu TuS Ehrenfeld.
Weitere Spieler könnten demnächst folgen. Tayfun Kücük und Ibrahim Sen wiesen das kolportierte Angebot vom FC Rheinsüd zurück und betonten, vorerst beim DSK bleiben zu wollen. Auch Jude Mc Donald weckt die Begehrlichkeiten der Konkurrenz. Die Verhandlungen bezüglich einer Vertragsverlängerung gestalten sich zäh, immer wieder wird vom Interesse des Mittelrheinligisten SV Bergisch Gladbach berichtet.
DSK Köln bleibt Geduld und Beharrungsvermögen
DSK Köln als Ausbildungsverein für den Amateur-Fußball-Geldadel – sieht so das Schicksal des Sportklubs aus? Auch wenn er es gerne täte, kann Ertugrul Güleryüz diese Frage nicht verneinen. In den kommenden Jahren werde es «immer mal wieder so sein, dass andere Klubs unsere Spieler wollen». Das sei mittelfristig nicht zu ändern: «Wir bieten unseren Spielern alles, außer der Tatsache, dass sie woanders noch viel mehr Geld verdienen können.»
Zweifellos hat der DSK in den letzten Jahren viel erreicht, aber um den Status quo zu halten oder sogar noch näher an die Spitze heranzurücken, seien «Kreativität und Nachhaltigkeit» vonnöten. Oberste Priorität habe die Modernisierung der Sportanlage, betont Güleryüz. Und ein langer Atem, der gerade im überdrehten Fußballbusiness nur schwierig zu gewährleisten sei. «Es gibt den schnelleren Weg über Großinvestoren», sagt der 38-Jährige, «aber den wollen wir nicht.»
Was bleibt, sind Tugenden wie Geduld und Beharrungsvermögen. «Schauen Sie sich doch Klubs wie Bergisch Gladbach, FC Wegberg-Beeck, Euskirchen oder FC Hennef an», sagt Güleryüz, «die stehen seit Ewigkeiten da oben.» Um den Schritt in diesen Zirkel zu bewältigen, «gibt es keine Fünf-Jahres-Pläne. Dafür brauchst du länger – das ist wahrscheinlich ein Prozess über Jahrzehnte.»
Im Alltag arbeitet ein qualifiziertes siebenköpfiges Trainer-Team an der Weiterentwicklung der Spieler: Im Funktionsteam von Cheftrainer Carsten Kerkhoff wirken als Co-Trainer Steffen Michels uns Alex Carra mit. Das TW-Training leitet Ingo Schmidt. Für die individuelle Betreuung der Spieler im Fitness-/Präventions-/Rehabilitationsbereich steht Athletik-Trainer Abdullah Keseroglu zur Verfügung. Bei Verletzungen kümmern sich das Ortho Center in Köln-Weiden und ständig ein Physiotherapeut um schnelle Genesung der Spieler. Teammanager und Individualtrainer Peter Schiffer schafft optimale Rahmenbedingungen an Spiel- und Trainingstagen. Zudem verwaltet er die gesamte Mannschaftsausstattung (Trikots, Trainings- Bekleidung und Equipment) zusammen mit Zeugwart Memis Yürkeli.
Manchmal sind im Amateurbereich solche Rahmenbedingungen wertvoller als Geld…